Internationalisierung im Unternehmenskontext ist ein facettenreiches, sehr komplexes Thema, das sich nicht auf eine allgemeingültige Formel reduzieren lässt. Sie umfasst vielmehr unterschiedliche Bereiche, die Unternehmen vor entsprechende strategische Entscheidungen stellt. Die Internationalisierung dient der Gewinnoptimierung und lässt sich in drei große Felder untergliedern.
Felder der Internationalisierung
Das erste Feld beinhaltet die Akquirierung neuer Kunden im Ausland zur Erweiterung der Marktkapazität.
Das zweite Feld bezieht sich auf den Einkauf von Rohmaterialien, Vormaterialien oder Fertigungsteilen (Sourcing) aus anderen Ländern, um Kosten einzusparen. Denn häufig bieten andere Länder bessere Konditionen für bestimmte Waren, deren Endmontage schließlich im eigenen Land erfolgt.
Ein drittes Feld betrifft die Verlagerung ganzer Produktionskapazitäten ins Ausland, um von günstigeren Rahmenbedingungen, wie Lohnkosten, besseren Steuerbedingungen oder kürzeren Lieferwegen zu profitieren.
Begleitet werden diese Felder von diversen Herausforderungen, angefangen von sprachlich-, kulturellen Hürden über die rechtlich regulatorischen Barrieren bis hin zu erschwerten Marktzugängen durch renitente Mitbewerber. Auch geopolitische Aspekte sollten bei der Entscheidungsfindung unbedingt mit einbezogen werden.
Unterschiede zwischen Serien- und Einzelfertigung
Die Fertigungsart hat einen erheblichen Einfluss auf die Internationalisierungsstrategie. In der Serienfertigung kann eine Verlagerung nach Asien oder andere Niedriglohnländer vorteilhaft sein. Hier lohnt sich beispielsweise der Aufbau von Logistikketten. Auch können Qualitätsdefizite durch mehrere Testreihen behoben werden.
Das ist in der Einzelfertigung wesentlich schwieriger, weil hier der erste Produktionsentwurf perfekt sein muss, um die geplanten Kosten einzuhalten. Auch sind die Logistikkosten für Unikate sehr hoch und die spezifischen Kundenanforderungen meistens sehr komplex, so dass hier eine entsprechend gute Kommunikation gegeben sein muss. Denn im Rahmen der konstruktionsbegleitenden Fertigung sind stetige Änderungen im Fertigungsprozess unabdingbar und deshalb stehen hier Auftraggeber und Fertiger in ständigem Austausch.
Die richtige Standortwahl
Während sich für Serienfertigungen Länder wie China oder Indien durch niedrige Arbeitskosten eignen, ist für die Einzelfertigung eine Verlagerung innerhalb Europas oft vorteilhafter. Länder wie Tschechien, Polen, die Slowakei oder Slowenien bieten geringere Lohnkosten bei vergleichsweise niedrigen Logistikkosten. Auch die Türkei ist eine interessante Option, birgt jedoch bürokratische Hürden, kulturelle Unterschiede sowie politische Unwägbarkeiten.
Integration ausländischer Arbeitskräfte
Internationalisierung bedeutet nicht nur Auslandsproduktion, sondern auch den Einsatz ausländischer Fachkräfte im Inland. Dabei ergeben sich Fragen der Integration, insbesondere in strukturschwachen Regionen. So kann es herausfordernd sein, ausländische Arbeitskräfte in Regionen mit geringer Akzeptanz für kulturelle Vielfalt zu integrieren. Das führt zu Spannungen und darunter könnte die Performance der Produktion leiden.
Lieferkettenstabilität und Reshoring
Globale Krisen wie Pandemien oder geopolitische Spannungen haben gezeigt, dass lange Lieferketten Risiken bergen. Viele Unternehmen erwägen daher Reshoring (Rückverlagerung der Produktion), um Abhängigkeiten zu reduzieren und Lieferketten widerstandsfähiger zu gestalten.
Nachhaltigkeit und Umweltaspekte
Internationale Fertigung kann höhere CO₂-Emissionen durch lange Transportwege verursachen. Zudem setzen viele Kunden zunehmend auf nachhaltige Produkte, wodurch europäische Standorte mit strengen Umweltauflagen langfristig wettbewerbsfähig bleiben könnten. Dieser Aspekt wird auch durch das ESG Gesetz gestützt, womit die EU einen gesetzlichen Rahmen festgelegt hat, der Europa nachhaltiger gestalten soll.
Fazit
Die Internationalisierung in der Einzelfertigung erfordert eine sorgfältige Abwägung zwischen Kostenvorteilen, logistischen Herausforderungen, politischen Risiken und Integrationsaufwänden. Während eine Produktion in Fernost für Serienfertiger sinnvoll sein kann, bieten europäische Standorte oft bessere Bedingungen für die Einzelfertigung. Zudem spielt die Integration ausländischer Fachkräfte in Deutschland eine immer größere Rolle, wobei kulturelle und regionale Herausforderungen beachtet werden müssen.
Zusätzlich sind branchenspezifische Unterschiede, die Stabilität der Lieferketten, Nachhaltigkeitsaspekte sowie moderne IT-Infrastrukturen entscheidende Faktoren. Eine durchdachte Strategie unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, technologischer und gesellschaftlicher Faktoren ist daher unerlässlich.